Der lange Weg des Wandels
für die Unternehmen von morgen
Hand aufs Herz, wann haben Sie zum letzten Mal auf einer Schreibmaschine geschrieben? Frage an die Generationen Y, Z und - wenn sie dann schon bald lesen können - Alpha: kennt ihr noch Schreibmaschinen? Als ich Mitte der 80er Jahre meine Diplomarbeit auf einer elektrischen Olivetti geschrieben habe war ich Vorreiter – ich hatte ein Display mit 20 (!) Zeichen und die Maschine konnte eine ganze DIN A4 Seite vor dem Ausdruck speichern. Wahnsinn! Heute als Schreibhilfe absolut nicht mehr zeitgemäß, weil ineffizient, zu langsam, nicht replizierbar. Was hat sich seither alles verändert in der Bürokommunikation – Welten! Speichermedien, Kommunikationswege, Medien – egal was ich hier aufzählen würde, die Liste wäre nie vollständig.
Letzte Woche bei einem Kunden, ich begleite SachbearbeiterInnen im Rahmen einer reflektiven Prozessanalyse in einem Workshop. Durchschnittsalter der TeilnehmerInnen ca. 30 Jahre, alle ExpertInnen in ihren Tätigkeiten. Ziel ist es den Ablauf eines Prozesses so darzustellen, das wir daraus lernen können wie der Prozess läuft und wo wir optimierend an welchen Stellen eingreifen können. Ich hinterfrage Arbeitsschritte, Entscheidungen, Arbeitsmittel, Systeme und Systematiken, Ergebnisse und Ziele. Ich höre gut zu und immer wieder nehme ich Bemerkungen auf wie: „Das habe ich so erklärt bekommen, ich weiß nicht warum das genau so ist. Habe schon einmal gefragt, aber keine Antwort bekommen.“ oder „Das machen wir schon immer so. Das ist bei uns nicht üblich zu hinterfragen.“ oder „Das Entscheiden die Vorgesetzten, das weiß ich nicht, warum da so sein muss.“ Ganz vorsichtig und nach einer Weile aber auch Äußerungen wie: „Das würde ich voll gerne anders machen, habe das auch schon probiert und das geht. Trau mich aber nicht es vorzuschlagen.“ oder „Ich würde da sehr gerne etwas ändern, habe auch schon Ideen. Weiß aber nicht ob das gewollt ist bei uns. Spaß hätte ich schon daran etwas zu ändern.“
So etwas oder ähnliches erlebe ich schon seit mehr als 30 Jahren in Unternehmen. Starre Strukturen, lange und schwierige Entscheidungswege, viel Hierarchie, wenig Förderung der Innovationskraft von „unten“, wenig Mut Neues auszuprobieren.
Was haben die beiden Geschichten miteinander zu tun?
Schon Heraklith sagt ca. 500 v.Chr. „Nichts ist so beständig wie der Wandel.“ In der technologischen Entwicklung hat dieses Zitat in den letzten 30 Jahren sicher seine Berechtigung. Aber wie sehr haben sich die Organisationen und Strukturen mit der Technologie und der Entwicklung der Menschen verändert? Wie offen sind etablierte Strukturen für Agilität, fraktale Organisationen und sinnstiftende Formen der Zusammenarbeit? Gerade deshalb kommen wohl auch neue „Organisationsformen“ wie z.B. scrum aus der Welt der Projektabwicklung in der IT.
“Du musst selbst zu der Veränderung werden,
die du in der Welt sehen willst.”
Mahatma Gandhi (1869 – 1948)
Frederic Laloux stellt in seinem Buch „Reinventing Organizations“ schon in seiner Einführung die Frage, ob wir uns mit unserer gegenwärtigen „Weltsicht“, in der Art und Weise wie wir über Organisationen nachdenken, begrenzen. Ich sage dazu ganz klar: JA! Wir brauchen in modernen Organisationsformen andere Glaubenssysteme, neue Ansätze, veränderte und vielleicht auch neue Kulturen in der Zusammenarbeit, andere Bewertungssysteme als bisher (was ist gut, schlecht, richtig, falsch …). Verantwortlich für das Ergebnis von Prozessen, den Erfolg von Unternehmen, die Zufriedenheit von Kunden sind ALLE, sind Teams, Einzelpersonen. Die „Chefs“ werden zu neuen Regisseuren und Sinn-Gebern, zu Enablern. Die Pyramide in den Unternehmen wird auf den Kopf gestellt, nicht nur weil das Leben am Kopf der Pyramide immer weniger Erfüllung im Sinne der neuen Glaubenssysteme bringen wird.
Die Generationen und Menschen für dieses Wandel sind schon da! Babyboomer, Generationen X bis Z, Menschen, die wir schon kennen und Menschen, die uns jetzt noch fremd sind, Alle sind dazu aufgefordert den Wandel mit zu bestimmen. Vor allem die veränderten Werte der neuen Generationen und Akteure brauchen diesen Wandel. Die Unternehmen brauchen erfahrene, empathische, offene und flexible Übersetzer, die diese alten und neuen Glaubenssysteme sinnvoll in neue Organisationsmodelle integrieren. Und die neuen Modelle dürfen völlig neue, aber auch gültig gebliebene und etablierte oder auch vergessene Kulturen beinhalten.
ch sitze an meinem Tisch und schreibe diesen Artikel. Mit meiner alten Füllfeder. So wie früher, wenn ich einen Aufsatz in der 4. Klasse schreiben musste. Ich schmiere, lesen kann das nur ich. Das wäre früher nicht durch gegangen. Habe kürzlich gelesen wie man das nennt, Retardieren als Antistressmittel. Auch das ist schon wieder Kult, eine Verweigerungsbewegung, so wie Slow Shopping, Handy- oder Sozialemedienverweigerung, digital Detox Programme. Und all das hat in unserer Zeit Platz, es braucht nur jeder den Mut seinen eigenen Weg zu finden und zu gehen. Und es braucht Andere, die ihre Bewertungssysteme gut hinterfragen, möglicherweise fallen lassen oder verändern. Das gilt für Unternehmen und seine MitarbeiterInnen, aber auch für uns Alle.
Und jetzt setze ich mich an den Laptop und tippe die geschriebenen Zeilen ab. Phantastisch wäre jetzt ein Handschriftenscanner mit Wordimport.
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